In den USA schon seit über einem Jahr ein großer Hype, in Deutschland wird sie immer beliebter: Die App mit dem weißen Geist auf gelben Grund sorgt für Aufregung. Lange hat kaum jemand richtig verstanden, was an Snapchat so toll ist. Viele hatten die App schon längst installiert, doch richtig genutzt wurde sie kaum.
Wie Snapchat für Unternehmen nützlich sein kann, war für die Marketingverantwortlichen auch lange nicht ersichtlich. „Ach das ist doch was für Kids. Unsere Zielgruppe ist deutlich älter als 25.“ Mit dieser Begründung ließen viele Marken den neuen Social Media Trend außer Acht. Und doch das ändert sich. Auch wenn Snapchat hauptsächlich jüngere Zielgruppe anspricht, ist die Anzahl der Nutzer von 25 bis 34 Jahre inzwischen auf 26% gestiegen.
Die Zugriffszahlen sprechen für sich: 100 Millionen aktive Nutzer und 6 Milliarden Video-Aufrufe pro Tag. Kein Wunder, dass schon fast alle wichtigen Online Influencer und die meisten großen Marken einen Snapchat Auftritt haben. Snapchat ist in Gegensatz zu den meisten sozialen Netzwerken ein Kanal, der ehr auf die private Kommunikation zwischen den Nutzern ausgelegt ist: Die Snaps sind, wenn nicht anders eingestellt, nur für die Freunde sichtbar und werden nach bestimmter Zeit gelöscht – ein der Gründe, wieso Snapchat bei Nutzern so beliebt ist.
Seit neustem bietet Snapchat „Memories“ an. Dort können bereits veröffentlichte Snaps abgespeichert und weiter verarbeitet werden. Für Unternehmen ist es deshalb so interessant, weil sie Bilder und Videos aus dem normalen Foto-Album der Kamera verwenden kann. Das war bis jetzt nicht möglich. Und das bedeutet, Inhalte können nicht nur mit der Handy-Kamera aufgenommen werden, sondern professionell vorbereitet und verarbeitet werden.
Inhalt
Wie funktioniert Snapchat?
Snapchat ermöglicht Nutzern, Freunde zu finden und mit Ihnen Bilder, Fotos und Videos zu teilen und mit ihnen zu chatten. Wer Snapchat heruntergeladen hat, kann seine Freunde entweder aus eigenem Adressbuch suchen oder gleich nach dem Snapchat-Namen des Freundes suchen. Noch einfacher – den Snapchat Code des Freundes abfotografieren, dann geht es automatisch.
Einen Snap zu erstellen ist eigentlich ganz einfach. Man macht ein Foto ganz normal mit der Handy-Kamera oder dreht ein Video, maximal 10 Sekunden lang. Dafür muss man entweder den Auslöser tippen oder für ein Video diese Taste länger halten. Fertig.
Anschließend kann der Snap bearbeitet werden. Dabei können Sie Emojis, Sticker oder Text auf Ihrem Video oder Bild verwenden oder einen der zahlreichen Filter einsetzen. Der absolute Vorteil von Snapchat ist eine fast unendliche Auswahl an Filtern und Stickers, die erlauben Bilder und Videos ungewöhnlich und witzig aufzupeppen.
Bevor die Snaps veröffentlicht werden, können die Einstellungen angepasst werden: Wer von den Freunden darf diese Snaps sehen? Die Snaps können beliebig oft innerhalb von 24 Stunden angeschaut werden. Dadurch dass die Inhalte nur sehr kurz angezeigt werden, ist die Aufmerksamkeit größer als bei anderen Netzwerken – ein wichtiger Vorteil für die Unternehmenskommunikation.
Wann macht Snapchat für Unternehmen Sinn?
- Das Unternehmen spricht eher jüngere Zielgruppe an
- Das Unternehmen ist in den sozialen Netzwerken unterwegs und hat da eine Community ausgebaut
- Das Unternehmen ist bereit seine Inhalte anzupassen und in der richtigen lockeren Tonalität zu kommunizieren
- Das Unternehmen ist bereit Ressourcen für die Content-Erstellung zu mobilisieren
- Das Unternehmen hat gute Kontakte zu Online Influencern und kann auf die Kooperation mit ihnen hinsichtlich des Community-Aufbaus setzen.
Warum lohnt sich Snapchat für Unternehmen?
- Snapchat ist authentisch. Die Möglichkeit familiäre behind-the-scene-snaps zu posten bringt das Unternehmen näher an seine Kunden.
- Snapchat ist ideal für eine real-time Berichterstattung: Unternehmen können so ihre Follower einfach auf Veranstaltungen, Produktevents oder Messen „mitnehmen“.
- Snapchat ist ideal für informelle Kommunikation: ein Unternehmen, deren Snaps locker wie die von den Freunden aussehen, werden lieber abonniert.
- Snapchat ist ideal für Verkaufsaktionen: Ob Gutschein, Gewinnspiel oder ein Rabatt-Code – Besucher bekommen Vorteile, die sie immer auf dem Handy dabei haben und in Geschäften oder beim Online-Shopping verwenden können. So werden aus Besuchern Follower gemacht.
Snapchat für Unternehmen: die größten Herausforderungen
Inhalte anpassen
Snapchat ist cool und die Inhalte, die dort gepostet werden müssen cool sein. Doch was tun, wenn coole Inhalte einfach zu der Marke nicht passen? Wir sagen: Niemals auf cool machen, wenn das Thema zum Unternehmen nicht passt. Vielmehr muss die Tonalität angepasst werden. Auch seriöse Unternehmen und Organisationen können authentisch auftreten, wenn sie das Prinzip von Snapchat verstanden haben.
Snapchat gibt den Unternehmen eine gute Möglichkeit, Nähe zu ihren Kunden zu zeigen. Das gelingt am besten, indem das Unternehmen ein Gesicht bekommt. Eine Begrüßung durch den Geschäftsführer, ein Sneak Peak vom neuen Produkt, das vom Produktionsleiter gezeigt wird, ein „geheimer“ Blick hinter die Kulissen der Agentur vom Kundenberater – das sind die Beispiele, wie Inhalte an den Kanal angepasst werden können.
Das Thema aufgreifend darstellen
Während auf Facebook die Bilder mit relativ viel Text und auf Instagram und Twitter mit Hashtags erklärt werden können, sind diese Möglichkeiten auf Snapchat sehr begrenzt. Selten werden zusammen mit dem Bild mehrere Wörter verwendet und auch ein Video dauert nur 10 Sekunden lang. Und auch wenn die Bilder und Videos miteinander zu einem längeren Snap verbunden werden können, sollte man Snapchat nicht nutzen um zu erklären, sondern vielmehr Emotionen zu wecken und eine Story erzählen.
Persönlichkeit zeigen
Unternehmen haben es oft nicht leicht, dem Snapchat Kanal eine persönliche Note zu verleihen. Wer soll vor der Kamera? Und was tun, wenn Mitarbeiter das nicht wollen? Viele Unternehmen holen Influencer und profitieren dabei dreifach – sie holen die Community der Influencer ab, nutzen ihre Erfahrung in der Arbeit vor der Kamera und verleihen ihrer Kommunikation eine persönliche Note.
Den Snapchat Kanal nicht ausreichend bewerben
Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken können die Inhalte nicht über Hashtags und Share-Funktion weiter verbreitet werden. Unternehmen können nur dann Follower gewinnen, wenn sie selbst den Kanal abonnieren. Deshalb müssen andere Netzwerke genutzt werden, um auf den Snapchat Kanal aufmerksam zu machen. Viele Unternehmen benutzen heutzutage dafür Ihr Snapchat-Bild aus Lofgo auf Facebook und Instagram.
Kein Feedback holen
Auf Snapchat gibt es keine Likes, Shares oder Kommentare, deshalb gibt es keine Möglichkeit das Feedback zu bekommen, außer man fragt danach. Am besten dafür andere soziale Netzwerke verwenden oder einfach eine Umfrage auf der eigenen Homepage zu machen.
Die typischen Fehler im Umgang mit Snapchat
- Langweilige Inhalte: Ein einfaches Bild 10 Sekunden lang zeigen ist sinnlos und macht den Nutzern keinen Spaß. Am besten einen Mix aus Bildern und Videos posten.
- Aktionismus: Mehrmals am Tag Snaps mit schlechter Qualität posten, nur um ganz oben in der Liste von Stories zu sein ist kontraproduktiv. Lieber weniger präsent sein, dafür mit richtig guten Snaps.
- Unpersönlich sein: Nutzer folgen lieber echten Menschen statt Marken. Unternehmen, die keine Gesichter zeigen, wirken unpersönlich
Snapchat spielt immer größere Rolle in der Unternehmenskommunikation, denn es wird immer beliebter bei Nutzern. Dort können sie ganz ohne Druck von Likes, Shares und Kommentare ihre Snaps posten oder sogar ganz privat mit den Freunden austauschen. Unternehmen, die auf Snapchat wagen, müssen bereit sein, authentisch und locker aufzutreten, kreativen Content vorbereiten und aus der Nutzer-Perspektive zu denken. Unternehmen, die ohnehin schon aktiv in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, werden keine Probleme haben, Follower auf Snapchat zu bekommen. Um herauszufinden ob Snapchat dem eigenen Unternehmen wirklich Nutzen bringt, ist eine Testphase empfehlenswert.
Olga Ziesel ist leidentschaftliche Texterin und Expertin für Pressearbeit & Social Media. Sie bloggt regelmässig auf Text-Center.com und im Blog der Digital-AgenturAwantego.com.