Kann ein Computer schreiben lernen? Und zwar so, dass das Ganze nicht nach Wörtersalat ohne Logik, sondern nach einem sinnvollen Text klingt? Was nach abgefahrenem Zukunftsszenario klingt, ist heute schon Realität. Und das Ganze geht noch weiter: Wahrscheinlich hast auch du beim Morgenkaffee heute früh so einen Robotertext gelesen. Wahrscheinlich war es der Wetterbericht, oder die neuesten Fußballergebnisse im Onlinemagazin. Ist dir nicht aufgefallen? Das macht nichts, denn die Roboterjournalisten sind darauf trainiert, möglichst unauffällig zu bleiben. Wir erklären dir, wie die Technologie funktioniert.
Inhalt
Das Prinzip
Wie schafft es eine Software, Texte zu verfassen die so klingen, als hätte ein echter Mensch sie geschrieben? Das Geheimnis liegt in der sogenannten Semantik. Die Semantik ist die Lehre von der Bedeutung. Das ist das, was unser menschliches Verständnis von der Logik des Computers unterscheidet: Ein Computer weiß, dass Rose ein Wort mit vier Buchstaben ist, dort endet sein Verständnis allerdings schon. Wir wissen allerdings, dass die Rose eine Blume ist, meistens in der Farbe rot und ein beliebtes Geschenk für romantische Anlässe. Diese Assoziationen zum Wort Rose hat der Computer allerdings nicht – woher auch?
In den letzten Jahren ist es allerdings möglich geworden, Computern auch die Bedeutung von Wörtern beizubringen. Dafür sind komplexe Algorithmen notwendig, die nach entsprechender Rechenpower und programmiertechnischer Finesse verlangen, deswegen ist die Technologie noch recht neu. Mit Hilfe der Software kann man dem Computer nun beibringen, dass die Rose eine Blume und rot ist, das ist aber noch nicht alles. Der Computer kann auch lernen, dass die meisten Rosen rot sind, und weiß damit dass eine weiße Rose außergewöhnlich ist.
Die Grenzen und Möglichkeiten des Roboterjournalismus
Hier wird auch klar, dass es unmöglich ist, einem Computer alle Bedeutungen für jedes Wort beizubringen. Romanautoren und leidenschaftliche Gedichteschreiber müssen also nicht befürchten, dass der Roboterjournalist ihren Beruf übernimmt. Perfekt geeignet ist die automatisierte Texterstellung jedoch für Texte, die immer wieder dem selben Muster folgen oder das selbe Thema behandeln und Informationen aus einem Datensatz ziehen. Das klingt sehr spezifisch, umfasst jedoch ein weites Feld von Texten: Wettermeldungen, Fußballnachrichten, Artikelbeschreibungen in Onlineshops, Jobbeschreibungen und viele weitere Bereiche werden schon heute von automatisierter Texterstellung bedient. Ein bekanntes Beispiel ist der LA Quakebot, der regelmäßig Erdbeben erfasst und automatisch einen Tweet erstellt. Die Texte können jedoch deutlich komplexer und länger sein als in dem Quakebot-Beispiel.
Automatisierte Texterstellung lohnt sich vor allem für Nachrichtenagenturen und große Unternehmen, die einen umfangreichen Datensatz haben der in menschlich lesbare Form gebracht werden soll. Außerdem lässt sich mit dem großen Datensatz die Software auf den angedachten Einsatzzweck „trainieren“. Der größte Nachteil der Technologie ist, dass die Software zunächst ein umfangreiches Setup durchlaufen muss, um die Logik der zu erstellenden Texte vollständig zu durchdringen: Danach können unendlich viele Texte in kürzester Zeit generiert werden.
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Effizient und objektiv
Damit wird der Roboterjournalismus zu einem mächtigen Werkzeug für Unternehmen. Wenn beispielsweise ein großes Warenhaus die gesamten angebotenen Artikel im Onlineshop mit Beschreibungstexten versehen will, bräuchte es dafür mehrere Texter, die wochenlang keine andere Aufgabe haben als Beschreibungstexte zu verfassen – eine Aufgabe, die den Mitarbeitern schnell zum Hals raushängt und das Unternehmen viele Arbeitsstunden kostet. Eine Software für automatisierte Texterstellung kann die Aufgabe innerhalb weniger Tage übernehmen und ebenfalls Texte für neue Produkte automatisch generieren. Menschliche Fehler wie Vertipper und Ähnliches fallen ebenfalls weg.
Die automatisierte Texterstellung hat noch einen weiteren Vorteil: Die Texte werden von den Lesern als objektiver wahrgenommen als von Menschenhand verfasste Texte. Eine Maschine rechnet schließlich ohne Emotion und Kalkül und das spiegelt sich in den Texten wieder. Es bietet sich also an, automatisierte Texterstellung überall dort einzusetzen, wo menschen einen objektiven und beschreibenden text erwarten, beispielsweise bei Kurznachrichten.
Zudem kann in den Generierungsprozess auch die Suchmaschinenoptimierung integriert werden: Die Texte werden nach bestimmten Kriterien erstellt und hinterlegte Keywords automatisch eingebaut. Außerdem hat die Software keine Probleme damit, immer neue Synonyme und artverwandte Wörter zu den Keywords zu finden und diese ebenfalls direkt in den Text einfließen zu lassen.
Die automatisierte Texterstellung wird auch in den nächsten Jahren nicht das Schreiben von Menschenhand ablösen, dafür sind die Anwendungsbereiche zu begrenzt und es beißt sich nicht nur ein Wissenschaftler an dem weiten Feld der Semantik die Zähne aus. Dafür hat die Technologie weider etwas geschafft, wofür sie da sein sollte: Sie nimmt uns eine repetitive Aufgabe ab, erledigt sie besser als wir und macht die Welt damit wieder ein bisschen einfacher.
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Janina ist Redakteurin der Web-Redaktion und außerdem für die Webagentur awantego.com tätig.