Ein Oligopol ist eine Marktform, die in Deutschland in unterschiedlichen Ausprägungen relativ häufig vorkommt. Was genau ein Oligopol ist, welche Formen der Oligopole es gibt und welche Auswirkungen sie auf den Markt und die Verbraucher haben, zeigt der folgende Beitrag.
Inhalt
Was ist ein Oligopol?
Als Oligopol wird in der Volkswirtschaftslehre eine Marktform bezeichnet, bei der vielen Nachfragen nur wenige Anbieter gegenüberstehen. Durch die Konzentration auf wenige Anbieter haben diese in der Regel eine marktbeherrschende Stellung. Der Ursprung des Begriffs Oligopol sind die beiden altgriechischen Wörter „oligoi„, auf Deutsch „wenige“ und „polein“ für „verkaufen“ gebildet. In der Mikroökonomie ist das Oligopol zwischen Polypol und Monopol angesiedelt.
Oligopol Arten
Beim Oligopol werden im Prinzip nur zwei verschiedene Arten unterschieden. Das homogene und das heterogene / inhomogene Oligopol. Homogenes Oligopol bedeutet, dass die angebotenen Waren oder Dienstleistungen aus Sicht der Verbraucher gleichwertig sind und beliebig ausgetauscht werden können. Sie sind perfekte Substitute.
Bei einem inhomogenen oder heterogenem Oligopol können die angebotenen Waren oder Dienstleistungen nur bedingt gegeneinander ausgetauscht werden. Die Produkte oder Dienstleistungen eines Anbieters sind in diesem Fall keine perfekten Substitute für die Produkte oder Dienstleistungen der anderen Anbieter.
Wenn vielen Anbietern nur wenige Nachfrager gegenüberstehen, handelt es sich um ein sogenanntes Oligopson oder Nachfrageoligopol. Nachfrageoligopole sind jedoch sehr selten. Grund hierfür ist, dass die wenigen Nachfrager große Warenmengen abnehmen müssten, damit die vielen Anbieter existieren können. Ein Beispiel ist der Markt für Molkereierzeugnisse. In diesem Markt stehen wenige Nachfrager, die Molkereien zahlreichen Anbietern, den Landwirten gegenüber.
Was ist ein bilaterales oder zweiseitiges Oligopol?
Bei einem bilateralen oder zweiseitigen Oligopol stehen wenigen Anbietern nur wenige Nachfrager gegenüber. Ein Beispiel hierfür ist der Markt für große Öltanker. In diesem Bereich gibt es nur wenige Anbieter, die ebenso wenigen Abnehmern der Schiffe gegenüberstehen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Oligopol und einem Duopol?
Ein Duopol ist eine Sonderform des Oligopols. Bei einem Duopol stehen exakt zwei Anbieter einer größeren Zahl Nachfrager gegenüber. Ein Beispiel hierfür sind die beiden Flugzeughersteller Boeing und Airbus, die sich seit Jahren den Markt für Großraum Passagierflugzeuge teilen. Ein weiteres Beispiel sind Google und Apple. Wer eine App für sein Android-Smartphone benötigt, erhält diese praktische nur im Google Playstore. Apps für iPhones und iPads können nur über den AppStore von Apple bezogen werden.
Auswirkungen auf den Markt
Wenn in einem von wenigen großen Anbietern beherrschten Markt einer der sogenannten Oligopolisten eine Veränderung seines Angebotes vornimmt, reagieren die Nachfrager und die Konkurrenz in der Regel unmittelbar auf diese Veränderung. Ein Beispiel hierfür sind die regelmäßigen Preisanpassungen an den Zapfsäulen. Wenn einer der Anbieter seine Preise senkt, werden die Verbraucher bevorzugt bei diesem Anbieter tanken. Die
Konkurrenz reagiert aber in der Regel zeitnah und senkt die Preise ebenfalls. Der Oligopolist, der zuerst die Preise senkt oder erhöht, hat die Preisführerschaft.
Oligopole führen sehr oft, zumindest wenn es sich um substituierbare Produkte handelt, zu einem Verdrängungswettbewerb unter den wenigen Anbietern. Um diesen ruinösen Wettbewerb zu verhindern, werden nicht selten Preisabsprachen oder Gebietsabsprachen getroffen. Dieses abgestimmte Verhalten der Oligopolisten ist jedoch illegal. Mit derartigen Absprachen verstoßen sie gegen das Kartellverbot. Lesen Sie hier, was man unter einem Kartell versteht.
Oligopole und das Wettbewerbsrecht
Oligopole sind im Prinzip nicht verboten, sie verstoßen nicht gegen das Wettbewerbsrecht. Direkte Preis- oder Gebietsabsprachen sind jedoch wettbewerbsrechtliche Verstöße und damit verboten. Preisabsprachen und Gebietsabsprachen benachteiligen immer die Nachfrager, also die Verbraucher. Durch die Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung wird der Wohlstand der gesamten Gesellschaft negativ beeinflusst. Ein prominentes Beispiel für die Kartellbildung in den letzten Jahren war das Wursthersteller Kartell. Die 22 an diesem Kartell beteiligten Unternehmen hatten über mehrere Jahrzehnte die Preise für ihre Wurstwaren untereinander abgesprochen und so die Verbraucher mit überhöhten Preisen geschädigt.
Beispiele
In Deutschland gibt es eine ganze Reihe von Oligopolen, sowohl homogene wie auch heterogene in verschiedenen Wirtschaftsbereichen.
Beispiele für homogene Oligopole sind:
- Mineralölkonzerne
Den Markt für Kraftstoffe und Heizöl teilen sich in Deutschland eine Handvoll Unternehmen. Zu ihnen gehören BP/Aral, Esso, Jet, Shell und Total. Die von diesen Unternehmen angebotenen Produkte können, da sie genormt sind, beliebig gegeneinander getauscht werden. Ein Kennzeichnen dieses Oligopols ist die fast simultane Preisanpassung zu bestimmten Tageszeiten, vor Wochenenden oder zu Beginn der Ferienzeit.
- Zuckerproduzenten
In Deutschland gibt es im Prinzip nur noch drei große Zuckerproduzenten. Den Markt für Zucker teilen sich Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen. Die Produkte der drei Anbieter können beliebig gegeneinander ausgetauscht werden.
- Stromanbieter
Ein weiteres homogenes Oligopol wird in Deutschland durch die vier großen Stromerzeuger E.ON, EnBW, Vattenfall und RWE gebildet. Diesen vier Anbieter stehen Millionen von Nachfragern gegenüber. Sie teilen sich etwa 80 % des deutschen Strommarktes.
Beispiele für heterogene Oligopole
Hersteller Spielekonsolen
Die drei Hersteller Microsoft, Sony und Nintendo bilden ein heterogenes Oligopol auf dem Markt für Spielekonsolen. Andere Anbieter gibt es praktisch nicht. Die drei Produkte Microsoft Xbox, Sony Playstation und Nintendo Switch sind aber nicht miteinander kompatibel. Die Spiele sind nicht zwischen den Spielekonsolen tauschbar.
- Automobilhersteller
Ein weiteres Beispiel für ein heterogenes Oligopol sind die Automobilhersteller in Deutschland. Die Produkte von BMW, Mercedes, Porsche, Opel, Ford und Volkswagen sind im Prinzip gleich. Aus Sicht der Nachfrager lassen sie sich aus unterschiedlichen Gründen wie beispielsweise Kosten, Qualität und Image jedoch nicht oder nur bedingt gegeneinander austauschen.
Janina ist Redakteurin der Web-Redaktion und außerdem für die Webagentur awantego.com tätig.