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Historische Entwicklung
S. Raymond, dessen Essay „Die Kathedrale und der Basar“ 1997 erschien.
Die Idee von Open Source beeinflusste bedeutende Start Ups. Hersteller Netscape entschied beispielsweise 1998, wohl auch aufgrund der deutlichen Dominanz des Internet Explorers von Microsoft, den Quelltext für seinen wirtschaftlich nicht mehr bedeutenden Navigator für die Öffentlichkeit freizugeben. In der Folge nutzte das Mozilla-Projekt diesen Quellcode, um seinen erfolgreichen Webbrowser zu entwickeln.
Nach diesen Geschehnissen konkretisierten Vordenker wie Raymond sowie der Informatiker Bruce Perens den Gedanken von Open Source, wobei der Begriff fortan flächendeckende Verwendung fand. Der Term wurde zum Namensgeber für die Open Source Initiative (OSI), welche für angepasste Lizenzen verantwortlich ist, die auch für viele Wirtschaftsunternehmen von steigendem Interesse sind.
Ökonomische Bedeutung
Häufig dient der Quellcode von Open Source Projekten als Grundlage für kommerzielle Software. Schließlich verwenden viele Embedded-Systeme, WLAN-Router und Smartphones eine Variante des populären Betriebssystems Linux. Weil die Hersteller solche Produkte von der Software abhängig sind, tragen sie zu dessen Fortentwicklung bei, sodass die wirtschaftliche Bedeutung steigt. Lesen Sie hier alles über Linux.
Softwarehersteller, die kostenlose Open Source Anwendungen herstellen, dürfen kostenpflichtige Support-Dienstleistungen offerieren. Das trifft zum Beispiel auf die Produzenten von angepassten Linux-Betriebssystemen zu. Obwohl der Quelltext ihrer Distributionen kostenlos erhältlich ist, gibt es bei Betriebssystemen wie Ubuntu, Fedora oder SUSE Linux entsprechende Dienstleistungen.
Weil Open Source für Hersteller von Software und Hardware attraktiv sein kann, stieg deren wirtschaftliche Bedeutung seit der Jahrtausendwende enorm. So untersuchte eine Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommission entstand, schon 2006 das gewachsene Interesse an freien Anwendungen. Demnach stieg deren Marktanteil über die Jahre kontinuierlich.
Die EU-Studie nennt einen Gesamtwert von etwa zwölf Milliarden Euro. Andere Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass in rund 80 Prozent aller Web-Server und Server-Betriebssysteme auf Open Source basierende Software arbeitet. Viele Unternehmen und Projekte, die entsprechende Anwendungen produzieren, besitzen einen hohen ökonomischen Eigenwert.
Zu den drei bedeutendsten Projekten mit einem hohen Marktwert gehören, laut dem entsprechenden Software-Index, das durch Red Hat verantwortete Linux (16 Milliarden Euro). Es folgt die von GitHub geschaffene Software Git (2 Milliarden Euro). Das von Oracle veröffentlichte Datenbanksystem MySQL schätzt der Index auf einen Marktwert von 1,87 Milliarden Euro.
Vorteile von Open Source:
Derzeit verwenden Unternehmen und Einzelpersonen unterschiedliche Anwendungen aus dem Bereich der Open SourceSoftware. Ihr Gebrauch bietet Nutzenden eine Reihe von Vorteilen:
- Aufgrund möglicher Arbeitsteilung oft ein überschaubarer Aufwand
- Unabhängigkeit von ursprünglichen Herstellerfirmen
- Keine Lizenzkosten
- beliebig viele Nutzende möglich
- Wartbarkeit der Software ersichtlich
An der Fortentwicklung einer Open Source Anwendung kann sich eine beliebig große Anzahl von Personen und Unternehmen beteiligen. Diese Gruppe teilt sich den Aufwand, wobei Entwickler von der Arbeit der anderen profitieren. Oft lohnt es sich für Firmen, keine fertige Software einzukaufen, sondern an einem bestehenden Projekt zu partizipieren. Die Kosten sind häufig geringer als bei einer Eigenentwicklung.
Nutzer der Anwendungen sind nicht von einer bestimmten Herstellungsfirma abhängig. Sie können das jeweilige
Programm selbstständig verändern, um beispielsweise Erweiterungen zu implementieren. Bei proprietärer Software ist solch ein Eingriff nicht möglich. Änderungen kann alleine der Softwarehersteller einführen. Der freie Quellcode bietet Nutzenden weitere Vorteile. So liefert die Software eine hohe Interoperabilität zwischen diversen Dateiformaten, was proprietäre Anwendungen häufig durch den sogenannten Lock-In-Effekt unterbinden.
Die Verwendung von Open Source Software ist häufig an keine und manchmal an wenige Konditionen gebunden. Grundsätzlich sind die Anwendungen von einer beliebig großen Personenzahl für einen beliebigen Zweck einsetzbar. Durch Vervielfältigung und Weiterverwendung entstehen den Anwendern keine Lizenzkosten. Dafür ermöglichen freie Anwendungen einen Einblick in den Quellcode. Aufgrund des offenen Entwicklungsmodells ist zudem die Versionshistorie einsehbar.
Open Source Software bietet Nutzern eine gute Prüfbarkeit. Potentielle Anwender können die Anwendungen beispielsweise auf ungewollte Mechanismen wie Backdoors prüfen. Den Anbietern von nicht-quelloffenen Produkten ist das nicht möglich. So klagen zum Beispiel Apple und Microsoft über das Problem, wiederkehrende Gerüchte über NSA-Hintertüren zu widerlegen.
Kritik an Open Source
Der Informatiker Niklaus Wirth formulierte bereits 2009 eine umfassende Kritik an der technischen Qualität. Hersteller ignorieren die Vorstellung, dass sich komplexe Software nur mit streng hierarchischen Modulen
realisieren ließe. Laut Wirth führe ein öffentlicher Quelltext oft zu schlechteren Spezifikationen von Schnittstellen, weil das Verhalten von Modulen über den Quelltext nachvollziehbar sei.
Weitere Experten kritisieren, dass die Community die sozialethischen Aspekte ihrer Anwendungen nicht berücksichtigt. So urteilt Richard Stallman, ein Vordenker für freie Software, dass Open Source sich auf technische und ökonomische Fragestellungen konzentriere. Er kritisiert auch die Praxis von Unternehmen, die existierende Anwendungen so stark an ihre Endgeräte anpasst, dass sie auf anderer Hardware nicht mehr funktioniert. Laut Stallmann schränken Lizenzprobleme das ursprüngliche Ideal von Open Source stark ein.
Häufig betonen Kritiker, dass anerkannte Lizenzen nicht kompatibel sind, wodurch sich eine reale Verbreitung von Anwendungen unter Umständen erschwert. Sie empfehlen daher, keine selbst generierten oder exotischen Lizenzen zu nutzen. Stattdessen sollten Hersteller zumindest auf eine anerkannte freie Variante zurückgreifen. Vor allem die LGPL- und die BSD-Lizenz bieten eine gute Kompatibilität, die bessere Nutzungsmöglichkeiten ermöglicht.