Eine Rezension unterscheidet sich von einer Inhaltsangabe oder einer Artikelbeschreibung vor allem durch das Fazit: Sie beinhaltet zwar immer die Wertung des Rezensenten – aber sie belegt diese auch. Aber was ist eine Rezension eigentlich genau? Wie definiert sie sich und wie sieht der richtige Aufbau aus? Was muss beim Verfassen besonders beachtet werden und welche Vorbereitung ist nötig?
Der folgende Text soll die Elemente und den Charakter einer Rezension erklären und einen Überblick geben, welche Formen möglich sind.
Inhalt
Wie wird die Rezension definiert?
Es ist eine Form der kritischen Begutachtung eines gedruckten Mediums, einer Theater- oder Musikinszenierung, eines Films oder einer Rundfunksendung. Das Wort leitet sich aus zwei lateinischen Begriffen ab: das Verb „censere“ für „begutachten, schätzen“ und das Wort „recensere„, was als „Stück für Stück“- Ausdruck interpretiert werden kann.
Eine Rezension kann etymologisch als geprüfte, genaue Beschreibung bezeichnet werden, die eine Einschätzung des Rezensenten begründet und erläutert.
Wie sieht der richtige Aufbau einer Rezension aus?
Auch wenn es durch die Zunahme an online-Bewertungen und Rezensionsportalen mittlerweile zahlreiche Varianten gibt, folgt eine korrekte Rezension doch einem genauen Aufbau, der hier am Beispiel einer Buchrezension erklärt wird:
1.) Einleitung
In die Einleitung gehören Titel, Thema, Verlag, Erscheinungsjahr, Autor und Literaturepoche eines Buches, gerne auch die literarische Gattung. In der Einleitung wird der Leser der Rezension abgeholt – nach der Lektüre sollte der Leser in der Lage sein, dass rezensierte Werk richtig in den Entstehungskontext einzuordnen. Welche Intention verfolgt der Autor, wie ist die Kernaussage, welche Konflikte im Buch deuten auf welche Zielgruppe hin.
Um eine perfekte Einleitung zu schreiben, sollte man sich an den W-Fragen orientieren:
- Wer schreibt?
- Was für ein Text liegt vor? Theaterstück, Fachbuch, Roman?
- Wann wurde geschrieben?
- Warum wurde geschrieben?
- Wen will der Autor erreichen?
- Wo findet die Handlung statt/Wo wurde das Buch geschrieben?
- Wie ist die Resonanz auf das Werk?
Trotz der Vielzahl der bemerkenswerten Punkte sollte eine Einleitung möglichst kurz und knapp gestaltet werden. Sie ist als Gebrauchsanweisung für die Rezension zu verstehen.
2.) Hauptteil
Der Hauptteil gliedert sich in drei Teilabschnitte: Eine Inhaltsangabe, eine Kritik des Inhalts und eine Kritik der sprachlichen Gestaltung (bei einem Theaterstück wäre das dann auch die Art der Inszenierung).
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Inhaltsangabe:
Kurze, präzise Angabe der Sinnabschnitte des Werkes. Die Inhaltsangabe wird immer im Präsens geschrieben und enthält keine Wertung. Es kann zum besseren Verständnis bemerkt werden, warum eine bestimmte Einteilung der Abschnitte gewählt wurde.
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Kritik der inhaltlichen Aufbereitung:
Hier wird Feldforschung betrieben. Anhand folgender Fragestellungen kann sich der Rezensent einen Leitfaden für die Formulierung bilden:
Ist die Handlung glaubwürdig oder treten Kausalitätskonflikte auf?
Passt der beschriebene Inhalt auch zum Zeitalter der Handlung?
Wird die Zielgruppe erfolgreich angesprochen oder widerspricht sich der Autor selbst?
Sind die handelnden Personen authentisch und ihre Entscheidungen nachvollziehbar?
Ist die Argumentationsstruktur im Falle einer Auseinandersetzung schlüssig?
Gibt es auffällige Neuerungen oder irritierende Erkenntnisse?
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Kritik der sprachlichen Umsetzung/ künstlerischen Inszenierung:
Bei Romanen ist es relativ leicht, die Sprache zu analysieren und zu bewerten. Sachbücher, Biografien oder Fachaufsätze sind eine größere Herausforderung. Musikrezensenten wiederum müssen sowohl den Klang als auch die Wirkung der Interpretation in diesem Part berücksichtigen. Als Leitfragen passen hier:
Welche Stilmittel treten auf?
Wird die Spannung über die sprachliche Umsetzung getragen?
Ist ein guter Lesefluss möglich – wenn beabsichtigt?
Passen Sprache und Inhalt zusammen – und liegt eine Diskrepanz zwischen beiden eventuell in der Intention des Künstlers?
Ist die Umsetzung der Zielgruppe gegenüber gerechtfertigt?
- 3.)
Schlussteil
Eine gelungene Rezension erhält im Schlussteil erst ihr Herz. Hier kann der Rezensent auch alle Kritikpunkte, die er vorher angebracht hat, entkräftigen, wenn er die entsprechende Begründung liefert. Der Schlussteil darf nicht länger als der Hauptteil, muss aber auch nicht wesentlich kürzer sein. Der Abschluss einer Rezension wird in folgende Abschnitte gegliedert:
- Repetitorium: Kurze Wiederholung der wichtigsten Kernaussagen des Inhalts
- Aufmerksamkeit: Erneuter Fokus auf die Besonderheiten des Werkes
- Gesamteindruck: Jetzt ist der Moment für die Schilderung des persönlichen Gesamteindrucks gekommen. Im idealen Fall ist dieser Gesamteindruck inklusive der Begründung der Aussagen nicht länger als 7 Sätze (drei Gründe, drei Ergebnisse, ein Gefühl).
- Fazit: Ausgehend auf den Ergebnissen der Rezension wird nun ein Fazit verfasst, welches das Werk katalogisiert. Dabei sollte auch auf die Eignung des Werkes für verschiedene Gruppen eingegangen werden – wer sollte es lesen, für welche Zielgruppe ist es weniger empfehlenswert?
Formen der Rezension im digitalen Alltag:
Die Literaturrezension ist vermutlich die bekannteste Variante der Rezension. Natürlich könnte man auch eine solche über einen Kühlschrank verfassen, wäre aber inhaltlich unpraktisch zu lesen. Werden bewegliche und immobile Gegenstände rezensiert, ist damit eher eine Bewertung gemeint, die nicht dem starren Charakter der Rezension folgt.
Im Bereich der Kritiken gibt es zum Beispiel journalistische Rezensionen, die sich häufig um neue Literatur drehen und sich im Feuilleton von Zeitungsmedien befinden. Sie sollen helfen, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. Neben Büchern aller Genres werden hier auch Games, Filme oder Hörspiele rezensiert. Eine wissenschaftliche Rezension ist Teil der Bibliografie einer wissenschaftlichen Arbeit.
Wer die Ergebnisse seiner Arbeit publiziert, nutzt Rezensionen zur Verbesserung der eigenen Erkenntnisse. Sie enthalten oft Querverweise zu anderen Werken, aus denen sie zitieren, so dass sie als eigene literarische Gattung zu verstehen sind.
Eine Kundenrezension im Internet ist an häufig mit einer Bewertungsskala verknüpft. Diese Form der Rezension ist subjektiv und kann Kaufentscheidungen beeinflussen, ohne wirklich auf den Charakter eines Werkes einzugehen.
Claudia Rothenhorst ist Medien- und Reise-Redakteurin bei der Web-Redaktion. In ihrer Freizeit reist sie gerne und schreibt darüber unter anderem auf Reisemagazin.biz.
Weitere Artikel von Ihr erscheinen u.a. im Blog der Webagentur Awantego.