Der Begriff des kleinen oder mittleren Unternehmens ist umgangssprachlich klar, für die Einstufung ist er aber zu vage und bedarf einer genaueren Eingrenzung. Die Definition eines KMU hängt aber vom Ziel und Zweck ab. Dieser Zweck der Einteilung kann in verschiedenen rechtlichen Fragen zu finden sein wie dem Steuerrecht oder dem Arbeitsrecht. Manche Stellen vergeben Förderungen nur an KUMs und müssen natürlich genaue Kriterien dafür festlegen.
Inhalt
Quantitative Kriterien für KMUs
Die erste Frage muss wohl sein, wogegen man ein KMU abgrenzen möchte. Kleiner als KMUs sind Kleinstunternehmen. Die Abgrenzung zu ihnen nehmen aber nicht alle interessierten Parteien vor. Auf jeden Fall gibt es aber eine Abgrenzung von KMUs zu Großunternehmen.
Für diese Abgrenzung gibt es als Empfehlung der EU die folgenden Grenzwerte.
- Beschäftigtenanzahl 250
- Umsatz 50 Millionen Euro pro Jahr
- Bilanzsumme 43 Millionen Euro pro Jahr
Die Feinheiten beginnen schon mit dem Hinweis, dass von den letzten zwei Kriterien nur eines erfüllt sein muss, damit ein Unternehmen als KMU gilt
Nicht quantitative Kriterien für ein KMU
Diese sind zwar nur schwer in Zahlen zu fassen, spielen aber in der wirtschaftlichen Praxis eine größere Rolle als die erwähnten Kennzahlen. Das wird klar, wenn wir diese Punkte im Einzelnen betrachten.
- Eigentümerverhältnisse: Ein KMU ist üblicherweise im Besitz von höchstens zwei Inhabern. Sind es mehr als zwei, gehören sie aber meistens einer von zwei Familien an.
- Eigenständigkeit: Auch ein hinreichend kleines Unternehmen ist kein KMU, wenn es einfach eine Tochtergesellschaft einer größeren Firma ist. Es sollte sich nicht mehr als ein Viertel des KMU in auswärtigem Besitz befinden. Symmetrisch dazu sollte ein KMU Anteile an anderen Firmen zu nicht mehr als 25 Prozent des eigenen Werts halten.
Beide diese Punkte sind für die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit eines Unternehmens von wesentlich größerem Interesse als ein Kriterium, das genau zwischen Firmen mit 249 oder mit 251 Beschäftigten unterscheidet. Wenn wir die Kriterien für ein KMU diskutieren, sollten wir auch die enorme Vielfalt der KMUs erwähnen. KMUs unterscheiden sich sehr stark voneinander und zwar nach der Branche und auch nach der Rechtsform. Neben einem Einzelunternehmen oder einer GmbH kann ein KMU auch die Form einer Aktiengesellschaft annehmen. Das kommt beispielsweise dann vor, wenn das Eigentum an einem Unternehmen nach einem Generationenwechsel auf eine größere Zahl von Mitgliedern einer Familie aufgeteilt werden muss. Eine Aktiengesellschaft kann eine solche Aufteilung mit Stimmrechten ganz einfach durchführen. Ein KMU wird dagegen kaum börsennotiert sein können
Rechtliche Unterschiede und Kriterien
Diese hängen natürlich vom betreffenden Land ab. Wir betrachten die Situation in Deutschland. Das deutsche Handelsgesetzbuch kennt kleinste, kleine, mittlere und große Kapitalgesellschaften. Die Obergrenzen für die Zahl der Beschäftigten betragen dafür 10, 50 und 250 Mitarbeiter. Dazu kommen jeweils Grenzen für die Bilanzsumme und die Umsatzerlöse. Ein Unternehmen fällt in eine dieser Kategorien, wenn es zwei der drei Kriterien in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren erfüllt. Das Arbeitsrecht unterscheidet nur nach dem Kriterium der Zahl der Beschäftigten, was für die Anwendung solcher rechtlicher Bestimmungen auch nahe liegt. Dazu gehört der Kündigungsschutz, der für alle Unternehmen besteht, aber für Firmen mit nicht mehr als 5 Mitarbeitern nur eingeschränkt gilt. Beschäftigt ein Unternehmen mehr als 20 Mitarbeiter, muss es einen Arbeitsschutzausschuss bilden. Bis 50 Beschäftigte ist es möglich, die Sicherheitsbetreuung im Unternehmen durchzuführen. Ein Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern benötigt eine Betreuung durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Typische weitere Eigenschaften von KMUs
- Nachdem sich ein KMU oft in der Hand einer Familie befindet, liegen neben dem Eigentum das Risiko und die Haftung in einer Hand.
- Aus dieser Eigentümerstruktur ergibt sich eine deutlich ausgeprägte wirtschaftliche Unabhängigkeit.
- Bei der Finanzierung eines KMUs herrschen Bankkredite vor. Das ist nachvollziehbar, denn ein Bankkredit ändert nichts an der Kontrolle über ein Unternehmen. In diesem Bereich kommt es aber langsam zu einer Veränderung. Investitionen in IT werden immer stärker auch für KMUs notwendig. Durch den in diesem Bereich schnellen Wertverlust sind solche Investitionen aber für eine Finanzierung durch Bankkredite schlecht geeignet, weil die Investitionen keine geeignete Grundlage für eine Besicherung darstellen.
Vorteile von KMUs
Durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit besteht die Möglichkeit, langfristig zu denken und zu handeln. Im Gegensatz zu einem börsennotierten Unternehmen hat die Veröffentlichung von Quartalszahlen für die Eigentümer eines KMU keine Bedeutung. Durch die überschaubare Größe eines KMUs ergeben sich flache Hierarchien und schnellere Entscheidungen, mit denen der Unternehmer auf die wirtschaftliche Lage reagieren kann. Ein KMU kann eine kleine Marktlücke abdecken und mit dieser Aktivität einen Profit erwirtschaften, der sich für ein Großunternehmen nicht rentieren würde.
Nachteile eines KMUs
KMUs haben weniger gute Möglichkeiten zur Finanzierung und durch ihre geringere Größe weniger Reserven für Forschung, insbesondere wenn diese nicht sehr produktnah ist. Bestimmte Märkte kann ein KMU aufgrund seiner Größe nicht bearbeiten. In diesem Fall schließen sich KMUs zu sogenannten Verbundgruppen zusammen. Die Unternehmen in einer solchen Gruppe bleiben eigenständig, können aber zu gegenseitigem Vorteil kooperieren.
Die wirtschaftliche Bedeutung von KMUs
In der EU sind 99 Prozent aller Unternehmen von kleiner oder mittlerer Größe. Gerade in Deutschland gelten die KMUs als das Rückgrat der Wirtschaft. KMUs können direkt Kunden beliefern, sind aber auch als Zulieferbetriebe für die Großindustrie von Bedeutung.
Zu den neueren Entwicklungen zählt die Gründung von sogenannten EPUs oder Ein-Personen-Unternehmen. Das Besondere an diesen EPUs ist die Absicht der Gründer, diesen Personalstand beizubehalten und kein Wachstum an Mitarbeitern anzustreben.
Claudia Rothenhorst ist Medien- und Reise-Redakteurin bei der Web-Redaktion. In ihrer Freizeit reist sie gerne und schreibt darüber unter anderem auf Reisemagazin.biz.
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